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Streuobstinfotafel

Initiator ist die Bürgerinitiative „Rettet die Streuobstwiesen in Bengel, Kinderbeuern und Hetzhof“, welche im Jahr 2020 gegründet wurde.

Die Initiatoren wollen mit den Beteiligten eine nachhaltige Verbesserung des Zustandes der Streuobstwiesen erzielen. Es geht darum aktiven

Naturschutz zu betreiben, die Artenvielfalt zu verbessern und die Streuobstwiesen-Tradition in der Gemeinde sicherzustellen.

Die Ortsgemeinde Kinderbeuern und der Gemeinderat unterstützen die Bemühungen der Streuobstinitiative.

 

Finanzierung
Diese Infotafel wurde im Rahmen eines ehrenamtlichen Leader-Projektes „Klimaschutz und Ressourcenschonung – Sensibilisierung durch Streuobst-Infotafel“ der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Vulkaneifel im Jahr 2022 unterstützt. LEADER ist das Förderprogramm der Europäischen Union zur Entwicklung der ländlichen Räume und damit zur finanziellen Unterstützungen Ihrer Idee.

 

Streuobstwiese – vom Mensch geprägte Kulturlandschaft

 

Der Begriff „Streuobstwiese“ wurde ab Ende der 1970er Jahre geprägt. Er bezeichnet den historischen Obstanbau mit traditioneller Doppelnutzung der Fläche als Acker, Heuwiese oder Weide. Kennzeichen von Streuobstwiesen sind hochstämmige und großkronige Obstbäume, die heute „verstreut“ in der Landschaft stehen. Die Fläche unter den Bäumen wurde intensiv genutzt. Die Bäume waren Wirtschaftsfaktor und wertvoll. Die Fruchterträge trugen deutlich zum Einkommen der Familie bei und wurden überwiegend gehandelt und verkauft. Wettbewerbsgründe führten in der Neuzeit zu einer Spezialisierung der landwirtschaftlichen Betriebe und damit oftmals zu einer Aufgabe dieser Doppelnutzung. Rodungsprämien in den 1960er Jahren beschleunigten den Bestandsabbau. Heute finden wir nur noch einen Bruchteil der ehemals vorhandenen Flächen. Ganz so „verstreut“ stehen die Obstbäume bei genauerer Beobachtung gar nicht in der Land-
schaft, denn die Reihenpflanzung der Obstbäume bringt Vorteile bei der Bewirtschaftung des Flurstückes von der Pflege bis zur Ernte.

 

Veredelung

Samenbildung in der Frucht bedeutet immer eine Neukombination von weiblicher und männlicher Erbinformation der Pflanze. Bei Aussaat von Obstsamen wachsen daher regelmäßig Pflanzen mit anderen Fruchteigenschaften als bei der Mutterpflanze. Sämlinge fallen in der Regel

nicht sortenecht.

Entsprechend geht jede Obstsorte wie z.B. Ananasrenette, Bohnapfel oder Winterrambur auf einen einzigen Sämling zurück, der damals für gut befunden wurde. Möchte man die Fruchteigenschaften einer Sorte erhalten, müssen alle Nachkommen ungeschlechtlich (vegetativ) vermehrt werden. Bei Obstbäumen geschieht dies über die sogenannte Veredelung, einer Vermehrung von Pflanzenteilen auf einer fremden Wurzel.

 

Streuobst – Totholz als zusätzlicher Lebensraum

Durch die extensive Bewirtschaftung von Streuobstwiesen finden wir in jedem Bestand den zusätzlichen Lebensraumaspekt „Totholz“. Hierzu zählen dicke abgestorbene Bäume wie einzelne trockene Astpartien gleichermaßen. Auch Schnittholz und Wurzelstöcke toter Bäume bieten
Lebensraum und Nahrung für Pilze, Bakterien und Tiere.

Beachte: Totholz nicht direkt in Baumnähe lagern, es kann zu Wurzel- und Rindenschäden amObstbaum führen. Bessere Plätze zur Anlage von Stein-, Wurzel- oder Holzhaufen wären am Rand der Fläche.

 

Hecke und Wildobst

Streuobstflächen zeichnen sich durch eine hohe ökologische Leistung aus. Hier sind insbeson dere die Funktionen als Rückzugsort, Lebens- und Nahrungsraum sowie als langfristig vorhandener Trittstein in der Landschaft zu nennen.

Diese Funktionen können auch durch Heckenstrukturen erfüllt werden. Hecken dienen oftmals der Abgrenzung von Flächen, als Sicht- und Windschutz. Im Optimalfall setzten sie sich aus verschiedenen Straucharten zusammen und bieten dadurch ein umfangreiches Nahrungsangebot für Insekten, Vögel und Kleinnager.

Als Wildobst werden fruchttragende Arten bezeichnet, die züchterisch nicht intensiv bearbeitet wurden und häufig nur durch Selektion von Bestträgern verbessert wurden. Typische nutzbare Vertreter von Wildobst sind: Mispel (Mespilus germanica) (nicht zu verwechseln mit dem Halb-schmarotzer Mistel), Kornelkirsche (Cornus mas), Holunder (Sambucus nigra), Vogelkirsche (Prunus avium), Kirschpflaume (Prunus cerasifera), Schlehe (Prunus spinosa) Heckenrose (Rosa canina) oder Haselnuss (Corylus avellana). Wildobstarten sind schnittverträglich und für eine Heckenpflanzung meist gut geeignet.

 

Geschichte der Streuobstwiesen in Deutschland
Nicht nur Wein brachten die Römer zu uns
Die Geschichte des Obstbaus reicht in Deutschland in die Urzeit zurück, als Wildformen von Apfel, Birne, Kirsche, Pflaume und Walnuss genutzt wurden. Die Römer brachten den Obstbau vor mehr als 2000 Jahren mit Kulturformen nach Deutschland. Es entstanden die ersten Obstgärten im Bereich der römischen Villen.

Im Gebiet der Mosel soll im 2. Jahrhundert erstmals Obstbau betrieben worden sein. In den folgenden Jahrhunderten waren es in West- und Mitteleuropa insbesondere die Klöster, die durch einen internationalen Tauschhandel die Sortenvielfalt und das Wissen um Okulieren und Pflege bewahrten und weiterentwickelten.

Erst ab dem 16. Jahrhundert wurden Teilgebieten des heutigen Deutschlands „Streuobstwiesen“ gepflanzt, also nennenswerte Anpflanzungen von Hochstamm-Obstbäumen. Als Standorte wählte man weitgehend die gärtnerischen Anlagen rund um Städte und Dörfer. In vielen Fällen entstand ein Streuobstgürtel um die Ortschaften. Im 30-jährigen Krieg wurden Obstbäume oft bewusst vernichtet, da hiermit eine bedeutsame Nahrungsgrundlage der feindlichen Bevölkerung auf Jahrzehnte zerstört wurde.

Nach ersten Erlassen im 17. Jahrhundert erfolgte im 18. und 19. Jahrhundert die weite Ausbreitung des Streuobstbaus in klimatisch günstigen Gebieten. Obstbaumpflanzungen wurden entlang von Wegen, an Äckern und in Weinbergen vorgenommen. Zunächst gab es Pflanzungen von Obstbäumen auf Äckern mit Anbau von Getreide und Hackfrüchten unter den Obstbäumen.
Später entwickelten sich die Streuobstwiesen. Selbst heute sieht man vereinzelt Obstbäume auf Äckern. Die stärkste Zunahme der Streuobstwiesen fand in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts statt in Deutschland wie in Europa statt. Schätzungen gehen von mehr als 1,5 Millionen Hektar in Deutschland und wahrscheinlich mehr als 5 Millionen Hektar in Europa aus. Streuobstwiesen sind landschaftsprägend. Goethe hatte eine große Begeisterung wegen der blühenden „Obstbaumwäldern“. Damals fand eine sehr intensive Nutzung der Streuobstbestände statt, mit hohem Einsatz sowohl an Personal wie an Bekämpfungsmitteln gegen Insekten und Pilze.

Heute gelten die Streuobstgürtel, welche Dörfer und Städte umrahmen, die Alleen in den neuen Bundesländern als touristischen Attraktionen mit einem sehr hohen touristischen Wert. Höhepunkt ist die Obstblüte, die ganzen Landschaften einen einzigartigen Reiz und einen bedeutenden Erholungswert verleiht – vergleichbar der japanischen Kultur der Kirschblüte. Nur wenige Biotope machen die enge Vernetzung von Natur, Landschaft, Kultur und Ernährung so deutlich wie die Streuobstwiesen. Als Kulturlandschaft sind ihre traditionellen Nutzungsformen vorbildlich an Boden, Klima und Gelände angepasst. Ihre nachhaltige Nutzung dient nicht nur der Produktion gesunder Nahrungsmittel – häufig auch für Obst-Allergiker –, sondern befördert zudem eine langsame Grundwasserbildung, schützt vor Erosion an Hanglagen und dient der Frischluft- produktion.

 

Pflege der Streuobstwiesen (Ober- und Unternutzung)
Viele Betreiber von Obstwiesen kennen das Problem der Unternutzung. Für Landwirte ist die Bewirtschaftung der Wiesen nicht rationell und häufig mit den großen Traktoren unter den Bäumen auch gar nicht durchführbar.

Unterbleibt das Mähen des Grases, verbuscht die Obstwiese in Folge der Vermehrung von Schlehe, Brombeere und anderen Gehölzen innerhalb weniger Jahre. Durch den natürlichen Prozess würden sich die Obstwiesen zuerst zu undurchdringlichen Gebüschen, dann zu Wäldern entwickeln, in denen die kaum durchsetzungsfreudigen Obstbäume schon bald unterlegen wären. Die Bewirtschaftung der Wiese ist daher für die Erhaltung der Streuobstwiesen unverzichtbar.

Aus naturschutzfachlicher Sicht ist ein ein- bis zweimaligen Mähen, am besten mit einem  Messerbalken und die Abfuhr des Mähgutes am sinnvollsten. Durch diese traditionelle Bewirtschaftungsform sind die artenreichen Blumenwiesen erst entstanden und diesen Artenreichtum

gilt es zu erhalten. Ohne Zufuhr von Nährstoffen kommt es über einen längeren Zeitraum zum Ausmagern der Wiese, jedoch auch zu mangelhafter Nährstoffversorgung der Obstbäume, was sowohl zu Lasten der Vitalität als auch der Widerstandskraft gegenüber äußeren Einflüssen führt. Oftmals „verhungern“ die Obstbäume.

Aus obstbaulicher Sicht spricht einiges für das Belassen des Mähgutes auf der Fläche. Die Nährstoffverluste werden entscheidend verringert und ein Befahren der Streuobstwiesen mit großen Mäh- und Erntegeräten kann unterbleiben. Um die Nähstoffverluste zu kompensieren ist eine
organische Düngung empfehlenswert.

Der regelmäßige fachgerechte Obstbaumschnitt ist Voraussetzung für eines langes Baumleben. Das Auslichten der Krone und die Entfernung von Misteln stärken die Vitalität und die Widerstandkraft der Obstbäume.

 

Hochgenuss aus dem Alftal und Umgebung
Spaß und Hochgenuss kommen dank vorzüglichem Obst, süffigem Viez, naturtrübem Apfelsaft oder edlem Obstbrand nicht zu kurz. Heute schlägt diese traditionelle Kulturform Brücken sowohl in die Vergangenheit zu althergebrachten, aber bewährten landwirtschaftlichen Nutzungs-
formen, als auch in die Zukunft mit Perspektiven für die biologische Vielfalt unserer Heimat.

 

Die folgenden Obstbaumsorten haben u.a. eine lange Tradition im Alftal und Umgebung:
Apfelsorten
Eifler Rambour, Freiherr von Berlepsch (Roter Berlepsch), Luxemburger Renette - Streuobstsorte des Jahres 2010, Luxemburger Triumph, Moseleisenapfel (Eisenapfel) - Streuobstsorte des Jahres 2019, Nimmermür, Porzenapfel - Streuobstsorte des Jahres 2019, Rheinischer Winterrambour,Roter Boskoop, Roter Trierer Weinapfel ( Roter Trierer) - Streuobstsorte des Jahres 2021, Schöner von Boskoop, Schicks Rheinischer Landapfel, Weißer Trierer Weinapfel (Weißer Trierer) - Streuobstsorte des Jahres 2013, Weißer Klarapfel, Wiesenapfel

 

Birnensorten

Brunnenbirne, Gräfin von Paris, Gute Graue, Juffernbirne, Pleiner Mostbirne, Rotbirne, Sievenicher Mostbirne (Klötzenbirne), Pontenbirne

 

Zwetschgenartige (Pflaumen, Zwetschgen, Mirabellen, Renekloden)
Hauszwetsche, Nancy Mirabelle, Qullins Reneklode, Graf Althanns Reneklode

 

Wildobst
Eberesche (Vogelbeere), Elsbeere, Schwarzer Holunder, Mispel

 

 

Lebensraum Streuobstwiese

Kontakt

Ortsbürgermeister

Rainer Schwind

 

Kondelstraße 24a,

54538 Kinderbeuern-Hetzhof

 

Tel.: 06532 - 93272
Mobil: 0171 - 5844162
E-Mail:

Bürgerbüro

Kinderbeuern:

Donnerstags von 17:30 bis 19:00 Uhr im Gemeindebüro des Bürgerhauses. Dringende Angelegenheiten nach telefonischer Vereinbarung auch an anderen Terminen möglich

 

Hetzhof:

Nach telefonischer Vereinbarung mit Ortsvorsteher Christian Müllers

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